Schmidt Holzinger Innenarchitekten

Haus Hengstbach

Das von Schubert und Seuss Architekten (heute Studio Schubert Architektur) erbaute Haus liegt in einem von Wald umgebenen Wohngebiet südlich von Frankfurt. Die Architekten haben ein zeitgenössisches Gebäude geschaffen, das Stilzitate kalifornischer Midcentury Bungalows in sich trägt, wie zum Beispiel die weiß lasierten Deckenbalken in der Wohnküche und die großen Glasschiebewände im Erdgeschoss, die die Wohnräume zum Garten öffnen. An warmen Sommertagen verwandelt sich der Außenbereich zum Wohnraum. Das Haus im Grünen wird von einer jungen vierköpfigen Familie bewohnt. 

Bei einem Neubau wie diesem liegt für uns ein besonderer Reiz darin, perfekt verarbeitete Ingenieurdetails mit Bauteilen zu kombinieren, deren Oberflächen erkennbar von Hand hergestellt sind. Ein gutes Beispiel hierfür ist der robuste, weiße Zementestrich im Erdgeschoss. Dank seiner lässig-imperfekten Optik, bildet der Bodenbelag einen spannenden Kontrast zu dem exklusiven Materialkonzept des Interieurs.

Zentrum des Familienlebens ist die offene Wohnküche mit einer eindrucksvollen Kücheninsel aus grünem Naturstein, dessen Zeichnung an einen Seerosenteich erinnert. Bis unter die Holzbalken erstreckt sich dahinter ein raumgreifender Möbelkubus, in dem Küchenschränke, die Garderobe, ein begehbarer Schuhschrank und eine Vorküche untergebracht sind. Die Fronten des Kubus sind aus nachhaltig produziertem Holzfurnier gefertigt. Für die Herstellung werden natürlich gewachsene Hölzer von Verwachsungen, Ästen und Farbfehlern befreit und zu neuen Massivholzblöcken zusammengesetzt, um anschließend zu gleichmäßigen, makellosen Furnierblättern verarbeitet zu werden. Die Außenwände der Küche sind mit schallabsorbierendem Stoff bespannt, der für eine angenehme Raumakustik sorgt und dank seiner nahtlosen Verarbeitung wie eine gestrichene Wand wirkt.

Die Gestaltung der Raumtrennwand im Wohnbereich folgt ebenfalls der Idee der kontrastierenden Oberflächen. Die sichtbaren Bauteile haben alle denselben Holzkohlefarbton. Doch anders als die perfekt-glatten Metalloberflächen am Kamin ist die Wand in einer lebendigen Spachteltechnik von Malerhand gestaltet. Das Gemälde der Künstlerin Britta Jakobi vollendet das Setting. Mit lockerem Pinselstrich bringt sie das Portrait einer zigarrenrauchenden Frau mit Blumenkranz im Haar auf die Leinwand.

Im WC begegnet man einem weiteren reizvollen Nebeneinander der optischen Gegensätze. Die Wandleuchten, die Messingbauteile und das Waschbecken sind aus schlichten geometrischen Grundkörpern mit gleichmäßigen Oberflächen geformt. Anders die petrolgrünen Wandfliesen, deren Glasur von Fliese zu Fliese unterschiedlich ausfällt, die farblich changiert und am Rand unregelmäßig ausläuft.

Eine einläufige Treppe mit offenen Holzstufen führt ins Obergeschoss mit einem Fußboden aus dunklem Eichenholz. Im Gegensatz zum klassisch verlegten Fischgrätparkett, bei dem einzelne Parkettstäbe diagonal zum Raum verlegt werden, sind die Stäbe hier paarweise angeordnet und orthogonal zu den Wänden ausgerichtet. 

An den Stirnseiten der Ankleide sind die Schranktüren mit halbtransparenten Spiegeln belegt, die ein optisches Kuriosum erzeugen. Die Spiegel machen die Kleidung im Schrank schemenhaft sichtbar und gleichzeitig spiegeln sich die runden Skylights der Flurdecke in ihnen. 

Boden und Wände im Bad der Eltern sind in Naturstein gefertigt, einem hellgrauen Quarzit, der von feinen dunklen Adern durchzogen ist. Auf den Wänden gegenüber dem Eingang ist ein senkrecht verlaufendes Muster in den Stein gefräst. Die Tiefenwirkung des Reliefs wird durch das Streiflicht wandnaher Deckenspots verstärkt.